Die Turek Bildmanufaktur in der Presse:
Kölner Stadtanzeiger vom 22.Mai 2024

Farbstark und kontrastreich
VON INGE SWOLEK
Lindenthal. Fakt ist, dass das‚ältere‘ Auge die farbliche Umgebung anders wahrnimmt als das Auge von jüngeren Menschen.Zahlreiche medizinische Studien belegen, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit abnimmt, Farben voneinander zu unterscheiden.
„Farben erscheinen im Alter viel matter, farbloser und kontrastärmer. Die Umgebung wird von älteren Menschen wie durch Milchglas wahrgenommen“,sagt der Fotograf Uwe Turek aus Marienburg, der sich seit 15 Jahren mit dem Thema Sehen im Alter beschäftigt.„Obwohl dies unstrittig ist, nutzen nur wenige Seniorenheime die Chance, dieFlure derEinrichtungen farblich an die Sehfähigkeiten der Einwohner an-zupassen.“
Der Anstoß kam durch seine Mutter, die ihr Leben lang eine hohe Affinität zum Wald hatte. Als sie nicht mehr spazieren gehen konnte, wollte der Sohn ihr den Wald ins Wohnzimmer holen. „Ich war mit meiner Kamera zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten im Wald, habe Lichtungen,Pilze und Tannenzapfen fotografiert und die Fotos dann im Großformat im Haus meiner Mutter aufgehängt“, erinnert sich derKölner Fotograf. Doch der gewünschte Effekt sei ausgeblieben, sie hat aber weder die Tannenzapfen noch die Lichteffekte gesehen.
Aus dieser Erfahrung und Enttäuschung ist eine Mission entstanden: Turek möchte durch seine farbstarken und kontrastreichen Fotografien älteren Menschen ihreUmgebung ins Zuhause holen und die Erinnerungen an alte Zeiten erlebbar machen.
„Mir ist der Bezug zur Heimat der alten Menschen sehr wichtig, da die wenigsten das Haus noch alleine verlassen können“, sagt Turek.Ein Schiff, zwei Möwen und ein paar Muscheln seien sehr beliebige Dekorationsmotive in Altenheimen und wirkten auf den langen Fluren immer lieblos und austauschbar.„Aber ein Flur, an dem man von Chlodwigplatz über die Severinstraße bis zum Dom spazieren kann, das weckt bei den Senioren Emotionen“,erzählt der Diplom-Designer, der jahrelang als Art Director in einerKölnerWerbeagentur gearbeitet hat.
Archiv mit 30000 Bildern
Bei der Auswahl der Bildmotive und Themenkonzepte wird die jeweilige Heimleitung eng involviert.Turek will nicht dekorieren, sondern gestalten.Er hat unzählige themenbezogene Musterbücher, über den Wald, über Heilkräuter oder auch die Fußballstadien in den jeweiligen Städten.
„Mein Bildarchiv umfasst inzwischen 30 000Fotos, die ich alle persönlich gemacht habe. Sollte aber eine Etage mit der Rodenkirchener Brücke oder dem Krieler Dom gewünscht sein, dann packe ich meine Kamera ein und ziehe los“,sagt der 65-Jährige, der in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs ist. In einem Essener Seniorenheim hat er Etagen mit Fotos derVilla Hügel, der Mar-garethenhöhe und der Philharmonie, eine Natur-Etage mit dem Baldeneysee und Gruga Park und eine mit Impressionen der Zeche Zollverein gestaltet.
Im Cellitinnen-Seniorenhaus St.Anna in Köln- Lindenthal hat sich Turek gemeinsam mit Einrichtungsleiterin Marlies Gabriel für die Themen Dorf, Wald, Berge und Meer entschieden. „BeimAufhängender Bilder mit Strand und Meer sagte eineDame, die sonst kaum sprach, isch jon en mie Zemmer un hol ming Badebutz«“,erzählt Gabriel. Wenn solche Äußerungen kämen, dann habe sich die Investition gelohnt.„Die gezielte bildliche Gestaltung der Flure ist für unsere Bewohner wie eine Reise in ihreVergangenheit, sie blühen förmlich auf und kommen auch untereinander ins Gespräch“,so Gabriel weiter. Beider Farbgestaltung in einem Seniorenheim spielt nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern auch Sicherheit undOrientierung eine große Rolle.Deshalb hat sich Marlies Gabriel für die Folierung der Aufzugtüren und Treppenabgänge entschieden:„Unsere Bewohner sind 80 plus, viele sind dement und wollen permanent irgendwohin laufen. Um sie zu schützen haben wir die Stirnwände,Treppenhaustüren und Aufzüge mit Bildmotiven getarnt. Es hat sich bewährt.“
Für bettlägerige Patienten hat Uwe Turek zahlreiche Motive in Liegeposition fotografiert, die dann an der Decke über dem Bett befestigt und durch eine spezielle Rahmentechnik auch regelmäßig ausgetauscht werden können.
Turek, der in seiner Fotografen-Community den Spitznamen„King of Colors“ trägt, hat ein Musterbuch mit dem Titel„Trilogie der Lebensfreude“ entwickelt, darin analysiert er dieWirkung von gelb, grün, blau oder blau auf den Gemütszustand der Betrachter. Deshalb,so betont er, sollten trübes Wetter, grauer Himmel oder bedrohliche Meereswellen bei der Flurgestaltung im Seniorenheim unterlassen werden.